
Taqi Akhlaqi
Taqi Akhlaqi wurde 1986 in Afghanistan geboren. Zwei Jahre später floh seine Familie vor dem Bürgerkrieg und suchte Zuflucht im Iran, wo sie bis 2004 lebte. In diesem Jahr kehrte er mit seiner Familie nach Kabul zurück.
Akhlaqis Prosa konzentriert sich auf das Alltagsleben in Afghanistan. Seine erste Kurzgeschichte, inspiriert durch Maxim Gorkis Graue Gespenster (1913), spielt in einem feuchten Keller und erzählt von einem gelähmten Jungen sowie seiner alkoholkranken Mutter. Akhlaqis literarischen Einflüsse reichen von Dostojewski, Tschechow, Flaubert, García Márquez, Stefan Zweig bis zu Nietzsche.
Im Jahr 2018 veröffentlichte Akhlaqi eine zweisprachige Sammlung von acht Kurzgeschichten unter dem Titel Va Naagahaan / Aus weiterem Himmel, geschrieben zwischen 2015 und 2016. Zwei dieser Geschichten beschäftigen sich mit den Nachwirkungen der Taliban-Herrschaft: Sie zeigen Menschen, die bei Explosionen ums Leben kommen, und andere, die sich aus purer Überlebensnot den Taliban anschließen. Akhlaqis knapper Schreibstil spiegelt seine präzise Beobachtungsgabe wider und zeigt den Alltagshorror aus der Perspektive seiner Figuren. Dabei treten gelegentlich auch vermenschlichte Tiere auf – wie etwa ein Papagei, der Nietzsche zitiert. Solche Figuren werfen die Frage nach Identität auf: Wie ein afghanischer Mensch, der tiefgründige Gedanken äußert, aber nicht gehört wird – höchstens als Kuriosität wahrgenommen.
2016 erhielt Akhlaqi ein viermonatiges Stipendium im Heinrich-Böll-Haus – seine erste Erfahrung in Deutschland und Europa. Diese Zeit inspirierte ihn später zu einem Reisetagebuch, das 2024 unter dem Titel Versteh einer die Deutschen im Sujet Verlag in Deutschland erschien und breite Anerkennung fand.
Sein Theaterstück Ohne Tee kann man nicht kämpfen wurde 2024 in Krefeld und Mönchengladbach aufgeführt. Es thematisiert Heimat, Zugehörigkeit, Entwurzelung und die Suche nach Identität in einer unsicheren Welt.
Akhlaqi wurde mit mehreren renommierten Stipendien ausgezeichnet. 2021 war er der erste afghanische Schriftsteller, der das Berliner DAAD-Künstlerstipendium erhielt. 2023 folgte das Stipendium Weltoffenes Berlin des Berliner Senats, und 2025 erhielt er das Arbeitsstipendium für nicht-deutschsprachige Literatur für in Berlin lebende Autor:innen.
Im August 2023 erschien Akhlaqis Debütroman Kabul 1400 auf Farsi im Iran. Der Roman bietet eine persönliche Perspektive auf die Tage rund um den Fall Kabuls im August 2021.
Heute lebt Taqi Akhlaqi in Berlin.