internationales literaturfestival odessa (ilo)
erstmals 1.–4. Oktober 2015

Das internationale literaturfestival odessa (ilo) fand erstmals 2015 statt. Die Idee hierzu entwickelte sich in einem Gespräch zwischen dem Kiewer Autor Andrei Kurkow und den Kulturmanagern Hans Ruprecht aus Bern und Ulrich Schreiber aus Berlin am Rande des Filit-Literaturfestivals in Iaşi, Rumänien im Oktober 2013 (also vor dem Krieg, der mit der Annexion der Krim am 18. März 2014 begann). Odessa ist prädestiniert für dieses Festival:

  • Historisch ist es eine der großen europäischen Städte der Literatur – wir erinnern an Alexander Puschkin (1799–1837), Adam Mickiewicz (1798–1855), Isaak Babel (1894–1940), Wladimir Jabotinsky (1880–1940) und schließlich an Ilja Ilf (1897–1937)und Jewgeni Petrow (1903–1942), die in Odessa lebten und die Stadt als literarischen Bezugspunkt entscheidend prägten.
  • Odessa ist nach wie vor eine der großen kulturellen Metropolen Europas mit einem Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten Opernhaus, verschiedenen Theatern und einem 1984 eröffneten Literaturmuseum, das sich der Literaturgeschichte der Stadt und des Landes seit Ende des 18. Jahrhunderts widmet.
  • Ethnologisch war und ist die Stadt eine der vielfältigsten in Europa, ja weltweit. Sie ist traditionell von vielen Völkern und Konfessionen geprägt und besitzt eine Geschichte, die vom Kosmos des Schwarzen Meeres mit seinen verschiedenen Kulturen beeinflusst wurde (Ukraine, Türkei, Georgien, Russland, Rumänien, Bulgarien und Griechenland).
  • Odessa ist mit über einer Million Einwohnern die größteStadt am Schwarzen Meer. Das weltoffene Odessa und das Schwarze Meer waren über viele Jahrhunderte Grenze zwischen Europa und Asien, zwischen Orient und Okzident.

Wie auch das 2010 gegründete Odessa International Film Festival setzt sich das ilo zum Ziel, die kulturelle Ausstrahlung und Internationalität der Stadt zu unterstreichen und daran mitzuwirken, dass die Verbindungen zu anderen Kulturmetropolen in Europa und auf anderen Kontinenten gestärkt werden.

Dies zeigt sich im Programm des Festivals, das keinesfalls nur (aber auch) osteuropäische Akzente setzt und sich auf die Region des Schwarzen Meeres bezieht, sondern – wie die von Hans Ruprecht und Ulrich Schreiber geleiteten Festivals in der Schweiz und Berlin – wahrhaft international gestaltet wird, auch durch Teilnehmer aus anderen europäischen Ländern sowie aus Asien, Afrika, Lateinamerika, den USA und Australien. Neben den rein literarischen Veranstaltungen finden auch solche der politischen Diskurse statt, die europäischen und außereuropäischen Themen gewidmet sind. Sie finden an den oben erwähnten Orten, in der Universität und an Schulen statt.

Die Texte ausländischer Autoren werden zumindest teilweise auch im Original gelesen, die Gespräche werden simultan oder konsekutiv übersetzt.

Die Organisatoren sind bestrebt, das ilo sowohl in die bestehenden regionalen literarischen Netzwerke inkl. der Festivals in Lemberg, Czernowitz und Iaşi (Rumänien) sowie der Buchmesse in Kiew zu integrieren als auch internationale Kooperationen mit anderen internationalen Literaturfestivals und der Word Alliance zu lancieren.

Seit 2022 findet das ilo im umliegenden Ausland statt – so in Batumi, Bukarest und zuletzt im Februar 2025 in Krakau.
Auf der Website finden Sie alle wichtigen Informationen zu den vergangenen Ausgaben.

Von der Aktualität der Menetekel – Einige Gedanken über Ost und West (nicht nur) in Zeiten des Krieges 
Rede zur Eröffnung des 10. internationalen literaturfestivals odessa am 22.02.2025 von Marko Martin ( PDF-Datei )