© Astrid di Crollalanza

Azouz Begag

Azouz Begag, 1957 in Lyon geboren, ist ein bekannter Schriftsteller, Soziologe, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker. Seine Eltern emigrierten 1949 aus Algerien nach Frankreich. Begag wuchs zunächst in Villeurbanne, einem Vorort von Lyon, auf, bevor seine Familie in das historische Zentrum der Stadt zog. In seiner Schulzeit wurde er mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Obwohl er ursprünglich beabsichtigte, nach Algerien zurückzukehren, wo er seine Sommer mit seinen Brüdern verbrachte, entschied er sich mit Mitte zwanzig, in Frankreich zu bleiben.

Ab 1980 arbeitete Begag am Institut für Sozial- und Humanwissenschaften in Lyon und wurde später Forscher am CNRS (Centre national de la recherche scientifique), einer der größten Forschungsorganisationen Europas. 1984 promovierte er an der Université Lyon 2 in Wirtschaftswissenschaften mit der Dissertation L’Immigré et sa ville (Der Immigrant und seine Stadt), in der er sich mit der Mobilität und Identität von Stadtmigranten beschäftigte. 1988 war er Gastprofessor an der Cornell University in New York.

Neben seiner akademischen Arbeit trat Begag 1986 als Schriftsteller hervor. Sein autobiografisch geprägter Jugendroman Le Gone du Chaâba (Azouz, der Junge vom Stadtrand) reflektiert humorvoll seine Erfahrungen als Kind eines Gastarbeiters und behandelt Themen wie doppelte Identitäten und die Unterschiede zwischen den Einwanderergenerationen. Der Roman wurde vielfach ausgezeichnet und 1998 verfilmt. Seitdem hat Begag mehr als zwei Dutzend Kinderbücher, Romane, Essays und Sachbücher veröffentlicht, die sich vor allem mit den Themen Immigration und Integration befassen. Sein Essay C’est quand il y en a beaucoup … (Wenn es davon viel gibt …) befasst sich mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen in Frankreich auf der Grundlage seiner Erfahrungen als Soziologe und Politiker. Auch in seinem Roman Salam Ouessant (2012) setzt er sich weiterhin mit diesen Themen auseinander.

Seit 2004 ist Begag Mitglied des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen. Von 2005 bis 2007 war er Beigeordneter Minister für die Förderung von Chancengleichheit unter Premierminister Dominique de Villepin. 2007 verließ Begag die französische Regierung, um François Bayrou von der Union pour la démocratie française zu unterstützen. 2009 wurde er zum Kandidaten der Mouvement démocrate für die Regionalwahlen 2010 in der Rhône-Alpes-Region gewählt. 2005 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion und des Ordre national du Mérite ernannt. Er ist zudem Schirmherr der NGO Bibliothèques Sans Frontières, die sich weltweit für den Aufbau und die Unterstützung von Bibliotheken einsetzt.

Sein neuestes Werk, Né pour partir (2023, Geboren, um zu gehen), das er gemeinsam mit Mamadou Sow verfasste, erzählt die Geschichte eines jungen Guineers, der 2016 als Minderjähriger illegal nach Frankreich kam. Begag lebt in Paris.